Ludwig Pfau (1821-1894)

Volksweisen.

IX.

Viel falscher Zungen hassen mich,
Doch nimmer will ich lassen dich,
Will dich im Herzen tragen;
Daß du mein Trost auf Erden bist,
Das werd' ich niemand sagen.

Ach! daß mein Lieb nun scheiden muß;
Ade! da nimm den lezten Kuß;
Ich seh', ich kann's nicht wenden!
O keh', mein Lieb, bald wieder heim,
Dann wird mein Trauern enden.

Und da du gehen willst von mir,
Was läßt du mir zum Troste hier
In meinem tiefen Leide?
»Ich laß dir rechte Lieb' und Treu',
Das giebt dir ewige Freude.

Und ob ich in der Ferne bin,
So trag du einen steten Sinn,
Hoffnung wird uns ernähren.
Was uns von Gott bescheret ist,
Das mag kein Mensch uns wehren.«


Ludwig Pfau: Gedichte. 4., durchgesehene und vermehrte Auflage. Stuttgart: Bonz 1889. S. 136.
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