Ludwig Pfau (1821-1894) · Briefedition


Datum: 21. 4. 1847
Adressat: J. D. Sauerländer


Heilbronn, den 21. April 1847

Euer Wohlgeboren

übersende ich beiliegend, Ihrem Wunsche gemäß, die besprochenen Randzeichnungen. Es sind zwar theilweise blose Skizzen, die bei einer reitzenden, gleichmäßigen Ausführung noch sehr gewinnen würden, aber das Talent des Zeichners wird auch aus diesen klar werden. Ich glaube, daß sie am besten für sich selbst sprechen, und will nur beifügen, daß sie sowohl bei Künstlern als Laien allgemein Beifall fanden, wie dieß die gelungene Auffassung und Anordnung sowie die eigenthtümliche Anmuth und Lieblichkeit der Zeichnung nicht anders erwarten läßt. Die Ausführung dieser Zeichnungen müßte freilich einer tüchtigen Hand anvertraut werden und künstlerischen Werth beanspruchen können, unter dieser Voraussetzung und Bedingung würde der Künstler dieselben zu Preisen liefern, die blos als eine kleine Schadloshaltung für seinen Zeitverlust zu betrachten sind. Damit der Ausführung mehr Geldkräfte zugewendet werden könnten, würde er die Zeichnungen eine in die andre zu 3 - 4 fl. liefern, u. ließe sich vielleicht auf noch billigere Forderungen ein, wenn er sich von der künstlerischen Ausführung derselben überzeugt hätte. Wir hatten natürlich nie im Sinne, die sämtlichen Gedichte der schwäb. Lyriker mit Illustrationen herauszugeben, sondern nur diejenigen einzelnen Gedichte, die sich zur Randzeichnung geeignet haben würden, so daß das Ganze ein hübsches Buch gebildet hätte, eine Art illustrirten Albums der schwäb. Dichter. Eine illustrirte Gesamtausgabe könnten Sie höchstens mit meinen Gedichten später versuchen, weil diese in Ihrem Verlage sind, u. hierbei könnte man diese Bilder wieder benützen u. den übrigen Text dazwischen drucken. Ich glaube, daß bei dem Glücke, das die Düsseldorfer Lieder u. Bilder (trotz ihres enormen Preises u. ihres unhandlichen Formats) sowie die Randzeichnungen ((Soederlands)) (von denen dasselbe gilt), ((denn die)) Sachen von ((Karni)) , die Studentenlieder von Richter ect. gemacht haben, ein solches Unternehmen unter so billigen Bedingungen und von solch glücklichem Talent unterstützt sich gewiß rentiren würde. Es lag im Plan, einzelne Hefte von einem Dichter auszugeben, das Heft ungefähr zu 50 Seiten, so daß alle zusammen das Album derselben würden. Hierüber läßt sich ja noch sprechen, im Fall Ihnen, woran ich kaum zweifle, die Zeichnungen gefallen. Ich würde den Holzschnitt für das beste Vervielfältigungsmittel halten, um so mehr, als so viele Cliches ((der Holzstärke von illustrirten Blättern)) ect. verkauft werden, u. so schon ein Theil der Auslage gedruckt werden könnte. Dieß würde natürlich blos von den kleineren Bildern ((...)) gelten.

Durch eine Reise zu meinem Freunde, dem Zeichner der beiliegenden Bilder, blieb die Revision, doch ohne meine Schuld, eine Woche lang liegen, da mein Auftrag, das Einlaufende mir nachzusenden, nicht gehörig ausgeführt wurde. Es ist mir dieß um so unangenehmer, als mir selbst an schneller Förderung liegt, u. ich bitt Sie deßhalb, die Revisionen rasch einzuschicken, da sie wieder wie bisher umgehend zurückfolgen werden.

Mit aller Hochachtung
L. Pfau


Quelle: Universitätsbibliothek Frankfurt (Main)
Sign.: Ms. Ff. J. D. Sauerländer
Transkription: © 1983 Dr. Reinald Ullmann


Erläuterungen:

Randzeichnungen ] von Eduard Herdtle, siehe Brief vom 30. März 1847

Düsseldorfer Lieder u. Bilder ]

Soederlands ]

Karni ]

Studentenlieder von Richter ] Alte und neue Studentenlieder. Mit Bildern und Singweisen hrsg. von L[udwig] Richter und A[dolf] E. Marschner. Leipzig: Mayer [u. a.] [1844].


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