Ludwig Pfau (1821-1894) · Briefedition


Datum: 3. 12. 1887
Adressat: Anna Spier


Stuttgart 3. Dez. 1887

Liebe Anna!

Vorgestern bin ich endlich eingezogen, aber immer noch nicht in der Ordnung ( ... )

Dazu habe ich mich in den letzten Tagen, ich weiß nicht wie, erkältet und einen neuen heftigen Kartarrh auf den alten gepfropft, so daß ich an bösen Hustenanfällen zu leiden hatte ( ... )

Ich weiß nicht, warum mein Verleger die beiden ersten Bände meiner Bücher, die doch längst gedruckt sind, nicht zum Vorschein bringt. Ich werde ihm am Montag einen Besuch machen, daß ich Dir sie wenigstens bis Christtag schicken kann.

( . . . )

( . . . ) "Freunde, es gab glückliche Zeiten",  und wenn man daran denkt, wie alles sein könnte, und wie nicht ist, so bildet sich ein moralischer Krebs aus in der innersten Tiefe, den man nicht einmal schneiden kann; den man aber selber abtöten kann, dadurch, daß man ihm die Zufuhr abschneidet und nicht bloß seine Pflicht verrichtet, sondern auch seiner Pflicht Interesse abgewinnt. Das mag unter Umständen schwer sein, aber es gibt immer wieder Obliegenheiten, die sich gemütlich auffassen lassen und welchen eine gewisse Herzensbefriedigung abzugewinnen ist. Was man nicht in einem Stück haben kann, muß man eben stückweise akzeptiren.

( . . . )

Herzliche Grüße an Dich u. die Deinen von
Deinem
            L. P…


Quelle: Deutsches Literaturarchiv Marbach a. N.
Best.: A: Pfau - o.Nr. -
Transkription: © 1983 Dr. Reinald Ullmann


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