Ludwig Pfau (1821-1894)

Michel Rotbart.

1847.

Laß ruhn den Barbarosse doch
Auf seinem Schwertesknauf,
Laß ihn bei seinem Trosse doch
Und wach du selber auf!
Michel! hervor zum Werke!
Aus deiner langen Nacht,
Mit deiner Heldenstärke,
Mit deiner Geistesmacht.

Die alten Raben schwirren wohl
Um deine Berge noch;
Die alten Raben kirren wohl
Die Welt ins alte Joch.
So laß den Bogen klirren
In deiner Faust so stark;
So laß die Bolzen schwirren
Den Raben in das Mark!

Gleichwie Vampyre schmiegen sie
Sich leis an jede Brust;
Gleichwie Harphyien fliegen sie
Auf jeden Kelch der Lust.
Und willst du im Verstecke
Den letzten Flügelschlag
Erträumen – alter Recke!
Träum bis zum jüngsten Tag!


Ludwig Pfau: Gedichte. 4., durchgesehene und vermehrte Auflage. Stuttgart: Bonz 1889. S. 337 .
Alle Rechte dieser Edition vorbehalten! © 1997-2012 by Günther Emig.
Kontakt: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein..