Ludwig Pfau (1821-1894)

Flüchtlingssonette auf das Jahr 1849.

III.

Die Freiheit sprach: »Mich schickt ihr in den Tod,
Und meine Laken sind des Volkes Rechte;
So schlaf' ich, doch dem menschlichen Geschlechte
Bleibt meine Mutter, die euch schwer bedroht.

Umsonst färbt ihr mit Blut die Felder rot:
Die geht aus dem verlorenen Gefechte
Als Siegerin, haucht Mut ins Herz dem Knechte
Und giebt dem Hunger Waffen anstatt Brot.

Zu euren Festen singt sie Schauerweisen;
Schaut euch nicht um, denn wie das Weib des Lot
Erstarrt ihr ob dem Schlangenhaupt, dem greisen.

Die Schreckliche, sie kennet kein Gebot;
Die bricht euch, Goldene, denn sie bricht Eisen:
Kennt ihr mein Mütterlein? Ihr Nam' ist Not.«

Ludwig Pfau: Gedichte. 4., durchgesehene und vermehrte Auflage. Stuttgart: Bonz 1889. S. 279.
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