Ludwig Pfau (1821-1894)

Untrennbar.

Wie lang ach! Warst du in der Ferne!
Zog auch mein liebend Herz mit dir,
Du standest nur, gleich einem Sterne,
in meinen Träumen über mir.

Doch, deucht mir, warst du bei mir immer,
Seh' ich Dir jetzt ins Angesicht -
Weil ganz der alten Liebe Schimmer
Aus einem treuen Augen bricht.

Und hältst du mich so lind umfangen
Mit unverlernter Zärtlichkeit -
ist mir, als wären wir gegangen
So Hand in Hand die ganze Zeit.

Vergessen ist nun alles scheiden,
Daß wir einst fern, wir Glaubens kaum:
Beisammen sind wir stets, wir beiden,
Und nur die Trennung war ein Traum.


Ludwig Pfau: Gedichte. 4., durchgesehene und vermehrte Auflage. Stuttgart: Bonz 1889. S. 20.
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