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Ludwig Pfau (1821-1894) · Briefedition


Datum: 24. 5. 1887
Adressat: Anna Spier


Stuttgart den 24./5. 87

Liebe Anna! Daß Dein Mann Dir nicht viel Neues von mir nach Hause bringt, ist kein Wunder, denn er ist immer nur eine Viertelstunde bei mir und läuft dann seinen Geschäften nach, um so schnell als möglich wieder auf den Bahnhof zu rennen. ( ... ); denn das Leben in diesen Fabrik- und Hundtsnestern ist nichts weniger als erbaulich. Eine Gesellschaft, für welche das
Geldmachen Anfang und Ende alles Lebens und Strebens ist. Unsere Geschäftsleute NB. sind noch goldig gegen die englische Rasse ( ... )

Deine Vorwürfe wegen meiner Aversion gegen das Schreiben sind, soweit es meine Subjektivität betrifft, wohl nicht ganz gerecht, weil Du nicht in Rechnung nimmst, daß ich ein Mensch bin, der gewohnt ist, in sich hineinzuleben und im Denken und Vorstellen den Ersatz für die abwesende Wirklichkeit zu suchen, und theilweise auch zu finden. Es ist gerade keine gute Gewohnheit, ich gebe es zu; aber sie ist mehr das Resultat des äußern Zwangs als der innern Welt.

( ... ) Die betreffenden 'Lettres' von Merimée sind sehr interessant.

Inzwischen herzliche Grüße an Gretl u. die Deinen
von Deinem L. P...


Quelle: Deutsches Literaturarchiv Marbach a. N.
Best.: A: Pfau - o.Nr. -
Transkription: © 1983 Dr. Reinald Ullmann


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