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Ludwig Pfau (1821-1894) · Briefedition


Datum: 2. 9. 1888
Adressat: Anna Spier


München 2. Sept. 1888

Liebe Anna!

Von meiner Arbeit ist der größte und schwierigste Theil gemacht und auch seit einigen Tagen abgeliefert. Ich erwarte die Mittheilung, an welchem Tag ich den Rest absenden muß. Das kann nun freilich jeden Tag sein, und ich habe noch Genre und Landschaft fertig zu machen. Diese wären schon fertig, wenn mir nicht das unausgesetzte Arbeiten den Kopf etwas überanstrengt hätte, so daß ich zwei Tage lang nichts thun konnte und auch jetzt noch das Tempo ein etwas langsames ist. Im übrigen wird mans schon zwingen, und es ist selbstverständlich, daß Du nicht durch München ((rasselst)), ohne Dich ein paar Stunden bei mir aufzuhalten. Du könntest sogar etwas viel besseres thun und - da Dein Retourbillet
jetzt doch einmal zum Kuckuck ist - Dich noch 1-2 Tage aufhalten und mir noch einige Beschreibungen machen. Nachdem Du jetzt wieder lange genug herumgeflackert bist, könntest Du zum Schluß noch etwas Nützliches thun. In Betreff Deiner Beschreibungen mußte ich die der großen u. schwierigen Bilder wie Kolosseum, Spitalgarten, auch 'Spiel der Welten' ect. so ziemlich neu machen, dagegen konnte ich die Portraits, 'Frohndienst' und Ähnliches, benutzen. Jedenfalls gaben sie mir thatsächliche Anhaltspunkte, die mir ein nochmaliges Ausstellungslaufen ersparten.

Mit Bonz stehe ich noch in Korrespondenz, und wird die definitive Antwort wohl morgen kommen. Ich hatte /von/ ihm eine ziemlich geringe Summe gefordert, um die Sache fertig zu bringen, wobei ich natürlich nur die nächste Auflage im Auge hatte. Er hätte aber gern auch gleich die etwaigen künftigen Auflagen um diesen Preis gehabt, worauf ich natürlich nicht einging. Ich werde zwar von den künftigen Auflagen nicht mehr viel erleben; aber ich will mich grundsätzlich von den Verlegern nicht ausziehen lassen, und dann hab ich eine ledige Schwester, für die ich in dieser Richtung Vorsichtsmaßregeln ergreifen will. Ich möchts ihr gönnen, daß sie mehr dafür bekommt als ich.

Ich erwarte Dich also am Montag, namentlich wenn Du mir noch helfen willst.

Herzliche Grüße an Dich und Deine Wirthin
                                       von D e i n e m  L. P ...


Quelle: Deutsches Literaturarchiv Marbach a. N.
Best.: A: Pfau - o.Nr. -
Transkription: © 1983 Dr. Reinald Ullmann


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